Segeln mit Hund – So wird der Törn ein Erlebnis für Mensch und Vierbeiner

Die Segelsaison beginnt – und mit ihr die Vorfreude auf Freiheit, Wind in den Segeln und traumhafte Ankerbuchten. Für viele Wassersportler:innen gehört der Hund als treues Crewmitglied einfach dazu. Doch was bedeutet es eigentlich, mit seinem Vierbeiner in See zu stechen? Worauf gilt es zu achten – und wie wird das gemeinsame Segelabenteuer sicher, entspannt und für alle an Bord ein voller Erfolg?
Wir segeln selbst mit unseren zwei Cockerspanieln – und erleben dabei täglich, wie unterschiedlich Hunde das Leben an Bord empfinden. Der eine könnte stundenlang „Hafenkino“ schauen und genießt es, sich den Wind um die Nase wehen zu lassen. Der andere ist eher der loyale Typ: Hauptsache dabei – das Boot ist für ihn Mittel zum Zweck, um bei uns zu sein. Und genau darin liegt auch der Reiz: Mit ein wenig Einfühlungsvermögen lässt sich für (fast) jeden Hund eine Lösung finden, damit das Leben an Bord zu einem schönen Erlebnis wird.
Dieser Artikel bietet dir einen umfassenden Einstieg ins Thema „Segeln mit Hund“. Er basiert auf eigenen Erfahrungen und den Berichten anderer Segler:innen mit Hund – und liefert dir praxisnahe Tipps für einen gelungenen Saisonstart mit Pfoten an Bord.
Sicherheit geht vor: Schwimmweste & Co.

Auch wenn dein Hund gut schwimmen kann – eine Hundeschwimmweste mit Tragegriff gehört zur Grundausstattung an Bord.
Sie erleichtert das An-Bord-Heben (z. B. vom Dingi oder bei hohem Kai) und bietet zusätzliche Sicherheit, falls dein Vierbeiner doch einmal ins Wasser fällt.
Wichtig zu wissen: Eine Hundeschwimmweste ist eine Schwimmhilfe, keine echte Rettungsweste.
Sie unterstützt den Hund beim Schwimmen, bietet aber keinen vollständigen Auftriebsschutz bei Erschöpfung. Einige Modelle verfügen über eine Kopfstütze, die den Kopf über Wasser hält – hilfreich, falls dein Hund in einer Notsituation nicht sofort geborgen werden kann.

An Deck ist Dein Hund im Cockpit am sichersten untergebracht. Dort hast du ihn im Blick, und bei rauer See schützt eine Sicherungsleine am Geschirr vor ungewollten Ausrutschern. Wenn dein Vierbeiner sich frei an Deck bewegt, sollte das nur bei ruhiger See und mit entsprechender Erfahrung erfolgen. In allen anderen Fällen gilt: Immer sichern – Sicherheit geht vor Abenteuerlust.
Unsere Hunde sind beim Segeln meist unter Deck in der Achterkoje. Je nach Lage können sie sich dort gut anlehnen und in die Kissen kuscheln – ein geschützter Rückzugsort, der ihnen Sicherheit und Ruhe gibt, während wir oben segeln. Gerade bei Seegang oder längeren Schlägen hat sich das als idealer Platz bewährt.
Ruppige See & Seekrankheit

Hunde können seekrank werden. Genau wie bei Menschen kann dieser Zustand sehr unterschiedlich stark ausgeprägt sein. Schau regelmäßig nach deinem Hund. Achte auf Unruhe, Hecheln oder Erbrechen. Manche schlafen bei Wellenbewegung einfach weiter – andere brauchen mehr Zuwendung.
Wasser sollte immer verfügbar sein – spezielle rutschfeste Näpfe helfen bei Krängung.
Es gibt Medikamente, die bei Reisekrankheit die Symptome lindern. Wende Dich am besten an Deine Tierarztpraxis und lass Dich dort beraten.
Das Geschäft an Bord – eine Frage der Gewöhnung
Das wohl häufigste Thema unter Segler:innen mit Hund: Wie macht mein Hund sein Geschäft – und wo? Die meisten Vierbeiner tun sich schwer damit, an Bord „ihr Geschäft“ zu verrichten – verständlich, schließlich wird das Boot schnell als ihr „Zuhause“ angesehen, und dort macht man sowas eben nicht.
Die einfachste Lösung: vor dem Ablegen eine ausgiebige Gassirunde einplanen. Und sobald man wieder im Hafen ist, übernimmt einer den Landgang mit den Hunden, der andere klariert das Schiff. Danach gibt es für alle ein entspanntes Hafen“wasser“ – für die Crew im Glas, für den Hund im Napf
Bei längeren Törns oder auf Langfahrt braucht es etwas mehr Planung. Manche Langfahrer:innen trainieren ihre Hunde gezielt auf Kunstrasen, feste Plätze an Deck oder bestimmte Rituale, etwa eine bestimmte Uhrzeit, eine Leine oder ein Kommando. Das funktioniert nicht bei jedem Hund, aber mit Geduld und Konsequenz kann man viel erreichen.
Sonderfall Ankern

Planst du, während deines Törns zu ankern? Dann solltest du mit Hund unbedingt ein Dinghi oder Packraft an Bord haben, um sicher und stressfrei an Land zu kommen – auch beim Liegen im Päckchen ist das eine große Hilfe.
Damit der Landgang reibungslos klappt, solltest du deinen Hund rechtzeitig an das Mitfahren im Beiboot oder Packraft gewöhnen. Besonders das Packraft erfordert etwas Eingewöhnung – für Mensch und Tier. Nach dem Törn muss es manchmal schnell gehen: Wenn die Blase drückt, wird auch dein Hund ungeduldig.
Tipp: Übe den Aufbau und Einstieg vorher in Ruhe, damit beim Ankern jeder Handgriff sitzt – und dein Vierbeiner zügig an Land kommt.
Beschäftigung an Bord
Klar, der nächste Landgang ist oft das Highlight. Doch auch auf dem Boot kannst Du Deinen Hund beschäftigen. Besonders beliebt: Schwimmen, SUP, Leckerlisuche, Hundespiele mit kleinen Rätseln – oder einfach die Welt vom Cockpit aus beobachten.
Achte darauf, dass dein Hund kein Salzwasser trinkt – und spüle ihn nach dem Baden gründlich mit Süßwasser ab. So bleibt das Fell gesund, und Sand & Salz landen nicht im Salon.
Verhalten im Hafen
„Gutes Benehmen ist gern gesehen“ – das gilt nicht nur für die Crew, sondern auch für den Bordhund. Der Hund sollte den Steg nicht bewachen oder andere Crews anbellen. Platziere seine Decke an einem ruhigen Ort im Cockpit, etwas abseits vom Durchgang und Trubel. So fühlt er sich sicher – und andere Segler:innen ebenfalls.
Besondere Situation: „Im Päckchen liegen“
Gerade in der Hochsaison ist ein Liegeplatz direkt am Steg oft Glückssache. Häufig liegen mehrere Boote nebeneinander im sogenannten Päckchen. Das bedeutet: Andere Crews müssen eventuell über dein Deck steigen – und umgekehrt.
➡️ Akzeptiert dein Hund fremde Personen an Bord? Dann ist alles entspannt.
➡️ Ist dein Hund territorial oder unsicher? Dann solltest du ihn unbedingt anleinen und
andere Crews freundlich darauf hinweisen, wie sie sich verhalten sollen – z. B. nicht den Hund anschauen oder direkt ansprechen.
Und auch wenn du selbst mit deinem Hund über andere Schiffe musst: Nicht jede Crew freut sich über vier Pfoten auf Deck. Frage vorher kurz um Erlaubnis, nimm deinen Hund ggf. auf den Arm – oder nutze ein Dinghi oder Packraft, wenn du unabhängig an Land möchtest.
Wichtig für alle Hafenflaneur:innen:
Bitte keine fremden Hunde streicheln oder füttern – auch wenn sie süß schauen. Nicht jeder Hund mag fremden Kontakt, und Leckerchen ohne Rücksprache können gesundheitliche Probleme verursachen.
Reisen ins Ausland:
Formulare nicht vergessen und Versicherungsschutz prüfen!
Wer über Landesgrenzen segelt, sollte sich vorher über die Einreisebedingungen mit Hund informieren. Vor allem auch für die Rückeinreise in die EU.
In der EU reicht in der Regel der Heimtierausweis mit Mikrochip und Tollwutimpfung. Für manche Länder braucht es zusätzlich einen Tollwut-Titer-Test. Lass Dich rechtzeitig in Deiner Tierarztpraxis beraten und plane mit ausreichend Vorlaufzeit.
In manchen Ländern gibt es spezielle Vorschriften – etwa die Maulkorbpflicht in Italien oder eine Bandwurmbehandlung. Also lieber vorbereitet sein!
Auch die Überprüfung des Versicherungsschutzes ist sinnvoll. Haftet die Hundehalterhaftpflichversicherung auch im Ausland? Und im Krankheitsfall. Zahlt deine Hundekrankenversicherung auch im Ausland?
Praktisches & Pflege
Ein paar Dinge gehören zur Bordausstattung für Hunde einfach dazu – sie erleichtern den Alltag und sorgen für Sicherheit und Wohlbefinden an Bord und an Land. Hier eine bewährte Grundausstattung:
🛥️ Sicherheit & Mobilität
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Hundeschwimmweste mit Tragegriff
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Sicherungsleine für Geschirr oder Halsband
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ToeGrips® für besseren Halt auf rutschigem Deck (optional)
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Packraft, Dingi oder Transporthilfe für Landgänge (auch bei „Päckchenlage“)
🍽️ Futter & Versorgung
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Futter (Trockenfutter empfohlen, lagerfähiges Nassfutter möglich)
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Leckerlis für Belohnung und Training
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Wassernapf & frisches Trinkwasser
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Faltnapf & Trinkflasche für unterwegs
🧼 Pflege & Gesundheit
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Wasserfester Zecken- und Flohschutz (Tierarztempfehlung)
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Vaseline oder Ballenpflege für beanspruchte Pfoten
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Kühl- oder Sonnenschutzweste
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Handtücher zum Abtrocknen
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Fellpflege-Utensilien (Bürste, Kamm, Krallenzange)
💊 Bordapotheke & Medikamente
- Hausapotheke mit Mitteln gegen Durchfall, Übelkeit, Insektenstiche etc.
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Verbandsmaterial, Zeckenzange, Desinfektionsmittel
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Regelmäßig benötigte Medikamente in ausreichender Menge
Extra-Tipp für Bootshunde mit unsicherem Stand: ToeGrips®

ToeGrips® sind kleine, rutschhemmende Gummiringe, die auf die Krallen aufgesetzt werden. Sie bieten deinem Hund zusätzlichen Halt, auch auf nassem Deck – nicht nur auf dem Boot, sondern auch zu Hause auf Fliesen oder Parkett.
ToeGrips® – Vorteile auf einen Blick:
✔ Rutschhemmende Gummiringe mit Stopper-Effekt
✔ Mehr Halt auf glatten Böden (z. B. Deck, Laminat, Fliesen)
✔ Patentierte GripZone gegen Wegrutschen
✔ Dauertragbar – bis zu 3 Monate nutzbar
✔ Fördert Mobilität, Gleichgewicht und Gangbild
👉 Mehr Infos unter: www.aktive-pfoten.de
Fazit: Mit dem Hund segeln – mit Respekt und Freude
Segeln mit Hund kann großartig sein – wenn man sich auf die Bedürfnisse des Vierbeiners einstellt. Gute Vorbereitung, Geduld, klare Rituale und eine Prise Gelassenheit machen den Unterschied. Und wenn dein Hund abends entspannt im Cockpit döst, während du den Sonnenuntergang genießt – dann weißt du: Es war die richtige Entscheidung, ihn mit an Bord zu nehmen.
Ich wünsche Dir eine tolle Saison mit deinem Bordhund!
Ahoi, Susanne Gnass